Grand Cru

Kessler

Guebwiller

Die hügeligen Kurven, die der Kessler in die Landschaft zeichnet, schützen die Weinstöcke vor den Angriffen des Klimas und bietet ihnen einen warmen und gut durchlüfteten Kokon. Eine Milde, die nur von der in den Tiefen des Bodens eingeschlossenen mineralischen Kraft übertroffen wird.

  • Art des Bodens Sandig, ton- und sandsteinhaltig
  • Fläche in Hektar 28,53
  • Lage Südosten
  • Gemeinde Guebwiller
  • Altitude 300 bis 390 m
  • Rebsortenbestand (in % nach Rebsorte)
    • Gewurztraminer 64%
    • Pinot Gris 19%
    • Riesling 13%
    • Muscat 4%
    • Gewürztraminer 64%
    • Pinot Gris 19%
    • Riesling 13%
    • Muscat 4%
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Grand Cru Kessler

Die Weine

Die Weine vom Kessler kombinieren eine aussergewöhnliche Mineralität, die sie dem Sandstein zu verdanken haben, mit einer erstaunlichen Reichhaltigkeit.

Die Verbindung mit dem Terroir

Der Riesling Kessler entwickelt einen stark mineralischen Charakter und intensive Aromen, in denen sich weisse Blumen und Zitrusfrüchte mit steinigeren Noten vermischen. Geschmacklich ist der Auftakt direkt, aufrichtig und leicht zart. Die Gaumenmitte kündigt sich voller an und öffnet sich zu einem spritzigen Abgang mit einer schönen aromatischen Länge.

Der Pinot Gris Kessler präsentiert eine aufrichtige und ausdrucksstarke Nase. Der Verkoster nimmt dominierende Aromen von kandierten Früchten, Quitte und Honig wahr. Der Kontakt mit der Luft verstärkt den Eindruck kandierter Früchte. Die Nase ist komplex und intensiv. Der Auftakt am Gaumen ist voll und zart mit einer leichten Bitterkeit. 

Der Gewürztraminer von diesem Grand Cru bietet eine direkte und aufrichtige, gefällige und rassige Nase. In den Weinen von mittlerer Intensität dominieren florale und exotische Noten. Der Kontakt mit der Luft ist nicht intensiver, er erinnert aber an exotische Früchte, komplexe Duftnoten, die die Reife der Weintrauben zeigen. Der Auftakt im Mund ist voll, lieblich und körperreich. Der Abgang ist süffig und bewahrt viel Frische. 

Eine grosse Reife ist hier die Regel.

Die windgeschützte Lage dieses Grand Cru mit idealer Ausrichtung macht den Kessler zu einem Terroir, das von der Kraft der Sonne profitiert. Er bringt Weine mit einem charmanten und fleischigen Gerüst hervor, das von einer geradlinigen und strukturierenden Spannung gestützt wird, die ihnen der Sandstein verleiht.

Die Rieslinge sind am Gaumen volumenreich und bieten die Noten von Kräutern, die für Kräuteraufgüsse verwendet werden. Pinot Gris und Gewürztraminer sind oft überreif, bewahren aber ihre Ausgewogenheit und bieten bezaubernde exotische Aromen – z.B. von Mango – sowie Noten von Geröstetem. 

Romain ILTIS
Mit den Titeln „Meilleur Sommelier de France 2012“ und „Meilleur Ouvrier de France 2015“ für den besten Sommelier bzw. Handwerker Frankreichs ausgezeichnet 

Wählen und servieren

Jahrgänge & Lagerung

Die Materie des Grand Cru Kessler muss sich ausgleichen, bevor man den ganzen Charme und die Eleganz, zu der diese Weine fähig sind, geniessen kann. Sie brauchen ca. sechs Jahre - bei lieblichen Weinen sind es sogar zehn Jahre - um ihre erste Opulenz zu verfeinern.

Bei frühreifen Jahrgängen: Ein Eindruck von Schimmelbildung kann spürbar sein, der durch kandierte und karamellisierte Noten in Verbindung mit einer von einer dezenten Rundheit geprägten Struktur identifiziert werden kann. Mit dem Alter verleiht die Mineralität den Weinen dieses Grand Cru eine schlanke Länge mit subtilen Wachsnoten. 

Bei spätreifen Jahrgängen: Die Spannung der Weine schenkt ihnen Präzision und lässt bezaubernde Aromen des Fruchtfleischs von Zitrusfrüchten und gelben Früchten erkennen. Das Volumen der Reife gesellt sich zu einem luftigeren Charakter. 

Romain ILTIS
Mit den Titeln „Meilleur Sommelier de France 2012“ und „Meilleur Ouvrier de France 2015“ für den besten Sommelier bzw. Handwerker Frankreichs ausgezeichnet 

Die Harmonie von Wein und Speisen

Reife und Grosszügigkeit bestimmen die Wahl des Verkosters und Kochs. Süss-herzhafte Gerichte wie lackierter Hummer oder leicht gewürzte indische Spezialitäten sind hervorragende Begleiter für diesen Grand Cru. Auch aus Obstdesserts holen die Gewürztraminer oder überreif geernteten Weine das Beste heraus.

Romain ILTIS
Mit den Titeln „Meilleur Sommelier de France 2012“ und „Meilleur Ouvrier de France 2015“ für den besten Sommelier bzw. Handwerker Frankreichs ausgezeichnet 

Kessler jenny civa

Grand Cru Kessler

Das Terroir

Die Natur

Der Grand Cru Kessler bildet eine Mulde (oder einen Kessel, daher der Name „Kessler“), die von den kalten, im Tal von Guebwiller wehenden Winden geschützt ist.Hier bilden die trockenen Steine eine deutliche Verbindung zwischen den benachbarten Grands Crus Saering, Spiegel und Kitterlé. Die Mischung aus Sand und schwererem Geröll und ein abrupt abfallender Hang sind günstige Bedingungen für die Produktion überaus typischer Weine.

Ort

Der Grand Cru Kessler befindet sich in der Gemeinde Guebwiller, an der Ostflanke des Hügels Unterlinger, in einer Höhe von 300 bis 390 Metern. Seine Parzellen in südöstlicher Lage grenzen in ihrem oberen Bereich an den Grand Cru Kitterlé und im unteren Bereich an die Grands Crus Saering und Spiegel an.

Die Hänge sind hier extrem steil mit einem Gefälle von stellenweise über 45°, die eine Bepflanzung in Terrassen erfordern. Die Parzellen des Cru werden von einem Netz aus Trockenmauern abgegrenzt, von denen einige über zweihundert Jahre alt sind.

Boden

Der Kessler ruht hauptsächlich auf einem Vogesensandsteinsubstrat des Buntsandsteins,dessen Verwitterung im Laufe der Epochen rötliche Böden hervorgebracht hat, in denen sich Sand und Ton mit stellenweise in grösserem oder geringerem Masse vorhandenen anderen mineralischen Ablagerungen vermischen.

An seinem Fuss äussert sich ein geradliniger, von sandsteinhaltigen Kolluvien bedeckter Kalkaufschluss aus dem Muschelkalk in tonhaltigeren und durch Eisenverbindungen rot gefärbten Böden, was jedoch die Homogenität des Lieu-dit nicht verändert.

>Dieser leichte Boden mit geringen Wasserreserven ermöglicht jedoch eine ausreichende und gleichmässige Wasserversorgung der Weinstöcke dank eines tief in den Boden reichenden Wurzelsystems.

Mikroklima

Das Name Kessler von „Kessel“ erinnert an die Kesselform dieses Grand Cru. Das Tal, das sich in seiner Mitte abzeichnet, ist unter dem Namen Heisse Wanne ins Grundbuch eingetragen und macht seinem Namen als echter Wärmeregulator alle Ehre. Parallel zur von den Vogesen gebildeten Schranke, die den Grand Cru von den Westwinden abschirmt, schützt die Wanne das Terroir vor den kalten Windströmungen aus dem Norden und dem Tal von Guebwiller und garantiert so einen konstanten Reifungsrhythmus. 

Die relativ hohe Lage dieses Terroirs schützt es vor dem morgendlichen Nebel der Nachsaison. Der Reifungsprozess läuft in diesem Zeitraum langsamer ab, was der Qualität der Ernte zugute kommt. Zudem hält sich der Rohfäulebefall an weniger starkwüchsigen Reben in Grenzen. Wenn das Wetter im Oktober jedoch günstig ist, ist der Befall durch Edelfäule keine Seltenheit.

Die Menschen

Die Geschichte des Grand Cru reicht zurück in die Zeit des Heiligen Römischen Reiches, als die Mönche der Abtei Murbach grossen Einfluss hatten. Die Abtei war eine der einflussreichsten Abteien zur Zeit des Heiligen Römischen Reiches. Ihr Einfluss war so gross, dass Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen den Äbten von Murbach 1228 den Status von Fürstäbten zusprach. Der Besitz der Abtei wurde so zum Reichsfürstentum.

Die Weitergabe eines Erbes

Im 12. Jahrhundert machte der Weinbau Guebwiller zu einer der bedeutendsten Städte im Elsass. Unter dem Einfluss der Fürstäbte von Murbach wurden die Weine der Wanne (heute Grand Cru Kessler), des Saering und des Kitterlé über Basel und Luzern nach Österreich geliefert. 

1575 sprach der Schriftsteller und Humanist Sébastien Munster folgendermassen von Guebwiller:

Diese Stadt am Gebirgsrachen hat Weinberge im Überfluss und unterliegt der Abtei Murbach, die dort oft ihren Sitz hat.

Cosmographia Universalis

Eine Bauernregel aus dem 16. Jahrhundert behauptete, dass:

Im Rangen von Thann, in der Wanne von Guebwiller und im Brand von Turckheim der beste Wein des Landes wächst.

Dieses Zeugnis der Volksweisheit belegt die Anerkennung der unstreitbaren Grösse der Weine der Wanne.

>Ihr Ansehen war so hoch, dass skrupellose Händler Ernten aus dem schweizerischen Weinbaugebiet lieferten und sie als Wein aus Guebwiller ausgaben.

Im 17. Jahrhundert beschlossen die Einwohner von Guebwiller, auf jedem Weinfass, das ihre Weinkeller verliess, einen Herkunftsnachweis anzubringen, um den betrügerischen Händlern das Handwerk zu legen. In dem Brief der Stadt Guebwiller an die Stadt Luzern vom 15. April 1667 heisst es:

Wir haben beschlossen, an diese Herren aus Luzern zu schreiben, da wir erfahren haben, dass einige Käufer sich zum Kauf von Weinen aus Rouffach, Westhalten, Soultzmatt überreden lassen, um sie als Weine aus Guebwiller weiterzuverkaufen. Von nun an werden die Weine aus Guebwiller mit einem Ladtzettel (Herkunftsnachweis) versehen. 

Sie wurden so zu den Vorgängern der „kontrollierten Herkunftsbezeichnungen“. 

Und es ist ganz selbstverständlich, dass der Kessler 1975 zur ersten Auswahl klassifizierter Terroirs gehörte.