Grand Cru

Wiebelsberg

Andlau

Der schlanke und raffinierte Riesling legt sich fliessend um die markanten Kurven dieses grossen Terroirs.

  • Art des Bodens Sandig-sandsteinhaltig
  • Fläche in Hektar 12,52
  • Lage Südwesten, Südosten
  • Gemeinde Andlau
  • Altitude 250 bis 300 m
  • Rebsortenbestand (in % nach Rebsorte)
    • Riesling 96%
    • Pinot Gris 4%
    • Riesling 96%
    • Pinot Gris 4%
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Grand Cru Wiebelsberg

Die Weine

Die Verbindung mit dem Terroir

Die Besonderheiten der Weine

Zwei Weinstile bringen die Besonderheit dieses Terroirs um Ausdruck

Der erste entspricht der besonderen Identität des Terroirs mit trockenen Weinen aus reifen Trauben mit einem Mindestmass an Botrytis. Diese Weine drücken in ihrer Jugend eine komplexe und ausgeprägte Fruchtigkeit aus, die oft von Blumen und Gewürzen begleitet wird. Ihre Säure ist zart, aufrichtig und kristallin: elegant. Sie lassen auch bittere Noten von grosser Qualität durchscheinen. Im Alter macht ihre ursprüngliche Fruchtigkeit der einzigartigen Mineralität dieses Terroirs Platz.

Der zweite Stil ist der lieblicher Weine, die die Bezeichnung Vendanges Tardives oder Sélection de Grains Nobles beanspruchen. Diese Weine stammen aus mit Botrytis oder Edelfäule geernteten Weintrauben. Es sind seltene Weine, deren Eleganz und Finesse am Gaumen die Besonderheit des Grand Cru Wiebelsberg ausmachen.

Dieses Terroir ist die Kombination einer seltenen Finesse und eines starken mineralischen Charakters.

Die erste Begegnung mit den Weinen vom Wiebelsberg erzeugt oft ein Gefühl von Zartheit, bevor die Weine ihren ganzen Charakter preisgeben. Eine aufrichtige und geradlinige, bisweilen raue Säure setzt sich mit der typischen Eleganz von Sandstein durch. Die Materie erweist sich in der Regel als voll und heiter. Die Länge ist subtil, fast zurückhaltend aber mit einer quasi nicht enden wollenden Salzigkeit.

Diese raffinierte Mineralität prägt alle Rebsorten. Jede von ihnen schafft es, ihre Aromapalette in der Gaumenmitte zum Ausdruck zu bringen. Der Riesling drückt seine natürlichen Zitrusfruchtaromen aus, während der Muscat seinen fruchtigen Charakter explosionsartig verbreitet. Pinot Gris und Gewürztraminer tragen ihre fruchtigen Seiten grosszügig zur Schau. Dann macht alles der Mineralität dieses Cru Platz, die den Abgang dominiert.

Romain Ilitis
Mit den Titeln „Meilleur Sommelier de France 2012“ und „Meilleur Ouvrier de France 2015“ für den besten Sommelier bzw. Handwerker Frankreichs ausgezeichnet 

Wählen und servieren

Die Jahrgänge

Die Weine vom Wiebelsberg aus schönen Jahrgängen können bis zu 30 Jahre gelagert werden. Abgesehen davon kann man sie aber auch in ihrer Jugend geniessen, wenn die Fruchtigkeit die Mineralität dominiert. 

  • 2001: Grosser Jahrgang aufgrund seiner Säure und Konzentration
  • 2002: „Vins de temps“ (Zeitweine) mit hübschen Säuren
  • 2003: Ein Jahrgang voller Wärme und Frucht und von grosser Qualität für den Wiebelsberg; konzentrierte Weine
  • 2004: Jahrgang mit Botrytis, hübsche Säuren
  • 2005: Grosser Jahrgang, wundervolle Ausgewogenheit
  • 2006: Jahrgang mit Botrytis; sehr untypisch für das Terroir, einzigartig und gefällig
  • 2007: Sehr guter Jahrgang; Sonne, Frühreife, hübsche Säure 
  • 2008: Sehr grosser Jahrgang
  • 2009: Runder, fruchtiger Jahrgang 
  • 2010: Sehr grosser Jahrgang, bemerkenswerte Säuren
  • 2011: Ein fruchtiger Jahrgang

Der Wiebelsberg ist ein Grand Cru, der es schafft, sich in allen Entwicklungsphasen voll auszudrücken. Der heitere Auftakt der jungen Weine ist ein gefälliger Leckerbissen mit speichelbildender Wirkung. Nach fünf- bis sechsjähriger Lagerung setzt sich die Mineralität durch und verdichtet die Materie ein wenig, um einen salzigen und reinen Eindruck zu erzeugen.

Bei frühreifen Jahrgängen: Beim Gaumenauftakt wird der Eindruck von Grosszügigkeit betont, bevor der Wein wieder zu seiner gespannten Struktur zurückfindet. Es handelt sich um Weine, die sich schneller öffnen und ein Gefühl von Breite im Abgang vermitteln.

Bei spätreifen Jahrgängen: Eine etwas stärkere Nervosität stimuliert die Geschmackspapillen. Die Rebsorten vermitteln den Eindruck frischerer Früchte für eine ebenso reine wie intensive Länge.

Romain Ilitis
Mit den Titeln „Meilleur Sommelier de France 2012“ und „Meilleur Ouvrier de France 2015“ für den besten Sommelier bzw. Handwerker Frankreichs ausgezeichnet 

Die harmonischsten Verbindungen von Wein und Speisen

Die mineralische Länge ist bei der Kombination mit Speisen entscheidend. Die Verbindung mit Produkten aus dem Meer, insbesondere mit Weichtieren und Meeresfrüchteplatten, ist empfehlenswert. Ganz gleich, ob sie naturbelassen, gebraten oder gegart serviert werden: Jakobsmuscheln, Seeohren oder Austern finden mit diesen Weinen Partner, die ihre ganze aromatische und jodartige Intensität entfalten.

Romain Ilitis
Mit den Titeln „Meilleur Sommelier de France 2012“ und „Meilleur Ouvrier de France 2015“ für den besten Sommelier bzw. Handwerker Frankreichs ausgezeichnet 

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Wiebelsberg

Grand Cru Wiebelsberg

Das Terroir

Die Natur

Mit seinen steilen Hängen und seinem sandigen Boden gilt der Wiebelsberg als warmes Terroir. Der Boden besteht aus sandsteinhaltigem rosa-braunem Sand und ist im oberen Teil leicht und gleichmässig, im unteren Teil tonhaltiger und steiniger.

Ort

Der Wiebelsberg befindet sich in der Gemeinde Andlau, die drei Grands Crus auf ihrem Gebiet vereint (den Moenchberg, den Kastelberg und den Wiebelsberg), jeder von ihnen in einer komplexen und vielseitigen Geologie verwurzelt. Der Wiebelsberg befindet sich nördlich vom Dorf und grenzt auf dem Hügel Crax an den Kastelberg an.

Boden

Das Substrat dieses Grand Cru besteht aus oberem Vogesensandstein, der im unteren Bereich von Ablagerungen aus solifluidalen Materialien des Quartärs bedeckt wird. Der Sandstein besteht überwiegend aus durch eine silikatische oder eisenhaltige Matrix verkitteten Quarzkörnern, in denen sich vereinzelt zwischengelagerte tonhaltige Schichten befinden. Die Böden sind sandig und drainierend und wärmen sich schnell auf. Dank ihrem starken Gefälle profitieren sie von der Wärme, die von den Felsen abgegeben wird. Eine südwestliche und südöstliche Ausrichtung, eine Höhe von 250 bis 300 m, ein Fluss tief unten im Tal - lauter Bedingungen, die ein für die Produktion eines Grand Cru überaus günstiges Mikroklima schaffen. 

3>Mikroklima

Dieses sehr steile Terroir (50 bis 100 %) in Südlage mit Hängen im Westen und Osten profitiert von einer optimalen Sonneneinstrahlung. Er wird vom Massiv des Champ du Feu, dem mit 1 100 m höchsten Punkt des Departements Bas-Rhin, vor den Westwinden geschützt, während der Crax es vor den kalten Nordwinden abschirmt. Die Wasserreserven des Bodens sind gering, jedoch kann er das Wasser aus den Gebirgsquellen nutzen. Der Wiebelsberg ist ein frühreifes Terroir, das auf eine lange Vegetationsperiode schliessen lässt.

Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt bei 700 mm jährlich. Die niederschlagsreicheren Jahre sind für die Qualität des Weines günstig.

Rebsortenbestand

Der Riesling sublimiert das Terroir des Wiebelsbergs - im wahrsten Sinne des Wortes. Weil die Kraft der Weinrebe kontrolliert wird, sind kryptogamische Krankheiten, insbesondere Rohfäule, kaum zu fürchten. Dieser gute Gesundheitszustand erlaubt in günstigen Jahren die Ernte von überreifen Weintrauben für wundervolle Vendanges Tardives.

Die Menschen

Das Städtchen Andlau kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die ohne Zweifel bereits zur gallorömischen Zeit begann; hier sind auch heute noch eine faszinierende Abtei, deren Grundsteinlegung in das Jahr 880 zurückreicht, zwei Burgen sowie zahlreiche andere historische Spuren zu sehen. Der Grand Cru Wiebelsberg stand bereits in der 1852 in der „Ampélographie rhénane“ von Stoltz veröffentlichten Klassifizierung der Grands Crus d'Alsace.

Die Weitergabe eines Erbes

Die meisten Historiker sind davon überzeugt, dass der Standort dieses Dorfes bereits zu gallorömischen Zeiten besiedelt war. Was man aber sicher weiss ist, dass der wahre Ursprung Andlaus mit einer bedeutenden Persönlichkeit der elsässische Geschichte verbunden ist: Richardis von Schwaben, Tochter des Elsässer Grafen Erchangers I. von Schwaben, wurde nach ihrer Heirat mit Karl dem Dicken zur karolingischen Kaiserin des Okzidents.

Um das Jahr 880 soll die Kaiserin Richardis der Legende nach am Odilienberg gewesen sein, wo ihr im Traum ein Engel erschienen sei, der gesagt habe: „An der Stelle, an der du eine Bärin auf dem Boden scharren siehst, wirst du eine der Jungfrau geweihte Abtei errichten.“ Als sie den Wald des Val d’Eleon durchquerte, sah Richardis eine Bärin auf dem Boden scharren und sich dann zu ihren Füssen niederlegen. Richardis merkte sich die Stelle und erbaute dort eine Abtei, die schnell Wohlstand erlangte: Der gute Ruf dieser Einrichtung lockte zahlreiche junge Mädchen aus den Adelsfamilien des Elsass und Deutschlands an.

Weil der Kaiser Karl der Dicke zu schwach war, um sein Reich zu regieren, wurde Richardis mit dieser schwierigen Aufgabe betraut, die sie bis zu dem Tag ausführte, an dem die zahlreichen neidischen Höflinge den Kaiser überredeten, seine Frau zu verstossen. Sie zog sich in ihre Abtei zurück, wo sie ihren Lebensabend mit Gebeten und guten Taten verbrachte; sie starb 900 und wurde 1049 von Papst Leo IX. heiliggesprochen.

Als Erinnerung an diese Legende ist der Bär in Andlau allgegenwärtig: in der Kirche, in den Klostergebäuden, in den Höfen und Gärten über Brunnen und Springbrunnen.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Abtei, deren Kirche von Papst Leo IX. eingeweiht worden war, zu einem der Jungfrau Maria geweihten Wallfahrtsort, zu dem die Verehrung der Heiligen Richardis hinzukam. Dieser Ansturm von Pilgern erforderte den Bau neuer Häuser, was nach und nach zur Entwicklung des Dorfes rund um diesen heiligen Ort führte. Der Amts- und Schwertadel sowie die Ritterorden wie der Templerorden oder der Deutschritterorden, liessen sich - von der Schönheit des Ortes und vielleicht auch vom Charme der anmutigen Bewohnerinnen der Abtei verzaubert und frei von jeglichen religiösen Gelöbnissen - in der Stadt nieder. Um den Durst all dieser Pilger zu stillen, wurden die sonnigen Hänge rund um das Val d‘Eleon neu mit Rebstöcken bepflanzt. Seit dieser Zeit hat die Weinbautradition in Andlau nicht nachgelassen. 

Pierre Radmacher

3>Die Liebe zum Weinberg und zur Erde

Die Winzer vom Wiebelsberg waren die Vorreiter bei der Abschaffung von Praktiken, die den Weinberg besudeln. "Seit dem Jahr 1983 wenden wir in diesem Grand Cru vernünftige Methoden zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen an, wobei wir biologische Mittel und biodynamische Verfahren bevorzugen,"erklärt Rémy Gresser und fügt hinzu:

Unsere Rolle besteht in der Pflege einer gesunden Umwelt, in der das Gleichgewicht zwischen Fauna und Flora den Weinreben ermöglicht, ihren Austausch mit der natürlichen Umgebung, dem Boden, dem Wasser und dem Raum - allen Elementen, die am Lebenszyklus teilnehmen - zu regulieren. 

Der gleiche Wunsch nach Gleichgewicht hat die Winzer von Andlau in den 1960er Jahren zur Erstellung eines Rebbestandsplanes angetrieben, der auch heute noch eingehalten wird und dem Riesling eine wichtige Rolle zuschreibt. Diese Wahl war weder Zufall noch das Ergebnis kurzfristiger eigennütziger Überlegungen, sondern die Berücksichtigung einer Verfahrensweise, die der Doktor Jean-Louis Stoltz bereits 1852 in seiner „Ampélographie rhénane“ empfohlen hatte.

Der Riesling braucht weiche, saure Böden mit guter Ausrichtung, um seine Mineralität zu entwickeln, und wenn man sich, wie bei uns, auf Gesteinsebene befindet, sind die Bedingungen ideal, um aus ihnen grosse Weine zu machen,

kommentiert Marc Kreydenweiss. (Victor Canales-Synvira)