Die Besonderheiten der Weine
Die Weine vom Rangen werden vom spätreifen Charakter des Terroirs, seiner starken vulkanischen Mineralität und seiner Fähigkeit, das Licht aufzunehmen, geprägt. Man findet in ihnen eine intensive Tiefe und Stärke, die ihre Persönlichkeit ausmachen.
Trotz einer hohen Pflanzdichte sind die durchschnittlichen Erträge sehr gering, insbesondere für die lieblichen Weine und Likörweine. Das verleiht allen Weinen Intensität und Kraft. Die sehr sonnige Lage des Terroirs (durch die Neigung, die Ausrichtung und den Fluss Thur sowie die Rückstrahlung des Bodens) versorgt die Weinstöcke mit Licht- und Wärmeenergie, die den Pflanzen eine gute Blatt- und Wurzelaktivität garantieren. Alle Weinstöcke des Rangen weisen eine grosse physiologische Reife und eine auf einer salzigen Reife basierende Ausgewogenheit auf.
Der sehr aussergewöhnliche Boden und Untergrund (sowohl durch ihre vulkanische, sehr mineralisierte Beschaffenheit als auch durch ihre Struktur, die eine tiefe Verankerung der Wurzeln und eine natürliche Drainage ermöglicht) verleihen dem Wein einen kräftigen Geschmack. Die Weine zeichnen sich durch einen rauchigen (wenn nicht sogar torfigen) Charakter, eine intensive Feuersteinnote und eine sehr mineralisierte Säure (mit jodartigem Geschmack) aus, die sie dem mineralischen Reichtum des Bodens zu verdanken haben. Die Weine vom Rangen lassen sich in einer vergleichenden Verkostung leicht von anderen Weinen unterscheiden.
In bestimmten Jahrgängen sind die Topografie des Weinbergs, sein spätreifer Charakter, die starken Schwankungen zwischen warm und kalt sowie die Nähe des Flusses für eine starke Entwicklung von Edelfäule und Botrytis verantwortlich, die grosse liebliche Weine mit oft intensiver Farbe hervorbringen.
Jede Rebsorte bringt die Charaktereigenschaften des Cru auf ihre ganz eigene Art zum Ausdruck. Zur Zeit wird die Assemblage auf experimentaler Ebene durchgeführt und spielt weder im Aufbau noch in der Klassifizierung des Grand Cru Rangen eine Rolle.
Der Riesling wird in der Regel ohne Botrytis-Befall geerntet; er bringt vor allem trockene, mineralische Weine hervor. Der frühreifere Pinot Gris reichert sich früher mit Zucker an und entwickelt fast bei jedem Jahrgang Edelfäule.
Der Gewürztraminer ist hier spätreifer als die anderen Rebsorten und entwickelt ebenfalls sehr häufig Botrytis, der ihm eine grosse tanninhaltige Kraft verleiht.
Welche Rebsorte auch immer den Rangen repräsentiert, die Weine dieses Grand Cru sind konzentriert, lang und tief und verfügen über eine grosse Lagerkapazität. Die Signatur dieses Grand Cru ist die Harmonie der Säuren und der Salzigkeit. Bei einer Überreife gleichen der Trockenextrakt und die Säure den Restzuckergehalt aus, ohne dass der Wein seine angeborene Identität verliert – die Aromen von Feuerstein und Rauch bleiben bestehen.
Dieses Terroir des Feuers prägt den Geschmack der Weine massgeblich. Eine geradlinige und schlanke Säure verlängert sich in einer Länge, die speichelbildend wirkt. Die Weine zeichnen sich in der Regel durch die Aromen von Asche, Verbranntem und Feuerstein aus.
Es handelt sich um ein Terroir, das Geduld verlangt. In ihrer Jugend sind die Weine oft zurückhaltend und erscheinen dürftig und engstirnig. Nach fünf- bis siebenjähriger Lagerung beginnen sie jedoch, ihren vollen Ausdruck zu entfalten. Der Riesling ist klar und präzise. Er gibt eine Spur der Mineralität von Feuerstein und Felswasser preis. Der Pinot Gris steigert seinen natürlichen Charakter, den das Terroir ihm verleiht, von rauchig auf äschern. Der Gewürztraminer setzt sich dank eines salzigen Hauchs, der in den Bitternoten zum Ausdruck kommt, mit Fülle in einer bekömmlichen Ausgewogenheit durch.
Romain Ilitis
Mit den Titeln „Meilleur Sommelier de France 2012“ und „Meilleur Ouvrier de France 2015“ für den besten Sommelier bzw. Handwerker Frankreichs ausgezeichnet